Das italienische Sprichwort „Neapel sehen und sterben“ verdeutlicht die Anziehungskraft der Stadt Neapel. Kurt Marti greift diese Thematik in seiner Kurzgeschichte auf, in der ein Mann, der vierzig Jahre in einer Fabrik gearbeitet hat, die Schönheit der Welt nur noch durch ein Fenster wahrnimmt. Er beschließt, die Holzlattenwand, die ihn von der Außenwelt trennt, zu entfernen und verstirbt kurz darauf.
Die Redensart Neapel sehen und sterben ist seit Jahrhunderten bekannt und wird oft als Synonym für die atemberaubende Schönheit der Stadt Neapel verwendet. Die Stadt selbst hat eine lange und reiche Geschichte, die bis ins antike Griechenland zurückreicht und im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Kulturen geprägt wurde. Die Kurzgeschichte von Kurt Marti ist ein Beispiel für die Verwendung der Redensart in der Literatur und zeigt, wie sie als Metapher für das Ende eines Lebens verwendet werden kann.
Die Redensart Neapel sehen und sterben und die Kurzgeschichte von Kurt Marti haben kulturelle und historische Bezüge, die bis ins antike Griechenland zurückreichen. Sie sind ein Beispiel für die Verwendung von Sprache in der Literatur und zeigen, wie eine einfache Redewendung zu einem wichtigen Teil der Kultur werden kann.
Inhalt und Thematik der Kurzgeschichte
„Neapel sehen“ ist eine Kurzgeschichte von Kurt Marti, die erstmals 1960 in der Sammlung „Dorfgeschichten“ veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem namenlosen Fabrikarbeiter, der nach jahrzehntelanger harter Arbeit im Akkord krank wird und stirbt. Der Mann hat sein ganzes Leben der Fabrikarbeit gewidmet und dabei seine Gesundheit und sein Familienleben vernachlässigt.
Die Geschichte beginnt mit einer Beschreibung des Frühlings und der Hetze in der Fabrik. Der Arbeiter beklagt sich über die Maschine, die ihn krank macht, und über die Akkordprämien, die ihn dazu zwingen, schneller zu arbeiten. Er beschließt, eine Bretterwand vor sein Fenster zu stellen, um die Fabrik nicht mehr sehen zu müssen.
Als er von einem Arzt erfährt, dass er nicht mehr arbeiten kann, wird er von seinem Meister entlassen und muss sich mit seiner Krankheit und seinem bevorstehenden Tod auseinandersetzen. Er verbringt seine letzten Tage in einem Gärtchen und denkt darüber nach, wie er sein Leben anders hätte gestalten können.
Symbolik und Leitmotive
In der Geschichte gibt es mehrere Symbole und Leitmotive, die die Thematik unterstreichen. Die Bretterwand vor dem Fenster steht für die Trennung des Arbeiters von seiner Arbeit und seiner Umwelt. Das Gärtchen, in dem der Arbeiter seine letzten Tage verbringt, symbolisiert das Leben und den Tod. Die Wiederholung des Personalpronomens „er“ betont die Isolation und Einsamkeit des Arbeiters.
Sprachliche Mittel
Kurt Marti verwendet in „Neapel sehen“ verschiedene sprachliche Mittel, um die Thematik der Geschichte zu unterstreichen. Die Zeitraffung und die Parataxe vermitteln ein Gefühl der Hetze und der Eile. Die Wiederholung des Wortes „Sterben“ und der Ausspruch „Neapel sehen und sterben“ betonen das Thema des Todes. Der Satzbau und das Wortspiel mit „Akkord“ und „Akkordprämien“ unterstreichen die Thematik der Arbeit und des Wohlstands.
Insgesamt ist „Neapel sehen“ eine eindringliche Geschichte über das Leben und den Tod, die Isolation und Einsamkeit des Fabrikarbeiters und die Thematik der Arbeit und des Wohlstands.
Kulturelle und historische Bezüge
Neapel in der Literatur und Redewendung
„Neapel sehen und sterben“ ist eine Redewendung, die auf die italienische Redensart „Vedi Napoli e poi muori“ zurückgeht, die bereits von Johann Wolfgang von Goethe in seiner „Italienischen Reise“ erwähnt wurde. Das Sprichwort bezieht sich auf die Schönheit und Einzigartigkeit der Stadt Neapel und drückt aus, dass man nach dem Anblick von Neapel keine weiteren Wünsche mehr hat und bereit ist zu sterben. Die Redewendung wurde im Laufe der Zeit oft in der Literatur und im Film verwendet, um eine starke emotionale Reaktion auf eine bestimmte Situation auszudrücken.
Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Kritik
In der Zeit der Grand Tour im 18. Jahrhundert war Neapel ein beliebtes Reiseziel für wohlhabende Touristen, die die Stadt als exotisch und faszinierend empfanden. Doch im 19. Jahrhundert verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen in der Stadt, insbesondere in den Fabriken. Die Arbeiterinnen und Arbeiter waren gezwungen, unter schlechten Bedingungen zu arbeiten und wurden oft rücksichtslos behandelt. Der Rauch und die Abgase der Fabriken verschmutzten die Luft und die Umwelt. Diese Bedingungen führten zu gesellschaftlicher Kritik und zur Entstehung von sozialen Bewegungen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzten.
Veränderung und persönliche Entwicklung
In der Literatur und im Film wird Neapel oft als Ort der Veränderung und persönlichen Entwicklung dargestellt. In Elena Ferrantes Roman „Meine geniale Freundin“ beschreibt die Autorin die Geschichte zweier Freundinnen, die in einem Haus mit Garten in einem armen Viertel von Neapel aufwachsen. Die Mädchen träumen von einem besseren Leben und versuchen, ihren Alltag zu überwinden. Im Laufe der Zeit verändern sich ihre Leben und ihre Beziehungen zueinander. Die Stadt Neapel wird als Ort der Sehnsucht und der existenziellen Spannung dargestellt. In den „Dorfgeschichten 1960“ von Luigi Malerba wird Neapel als eine Stadt der Entfremdung und der Maschinen beschrieben. Die Autos und der Menschenstrom in der Stadt werden als bedrohlich empfunden und die Kantine, in der die Arbeiterinnen und Arbeiter essen, wird als Zeitdeckend und beklemmend beschrieben. Der Bretterzaun, der die Fabrik umgibt, symbolisiert die Trennung zwischen den Arbeitern und der restlichen Welt.